Mkaa Tunza Mazingira (MTM) ist eine kleine Startup-Firma einer Gruppe junger Leute im Dorf Magunguli. MTM heisst auf Swahili “Holzkohle, welche Sorge zur Umwelt trägt”. Sie verarbeiten Kohlestaub aus jedwelcher Biomasse, die ausdrücklich nicht aus extra dafür geschlagenen Bäumen stammt, zu Briketts. Kohlestaub können alle im Dorf mit einfachen Mitteln produzieren. Das geschieht unter Aufsicht der Feuerpolizei des Dorfes. Die Vermarktungsfirma TBM bezahlt den Produzenten bei jeder Lieferung eine Anzahlung und vermarktet die verpackten Briketts in der Stadt. Wenn der Verkauf klappg erhalten die Produzenten des Kohlestaubes nach der Schlussabrechnung der TSS-Dienstleistung einen Bonus: MTM generiert damit ein regelmässiges Einkommen, und TBM verdient eine TSS-Vermarktungskommission.
Vorgeschichte und Stand des Vorhabens
Im südlichen Hochland von Tanzania gibt es Pinus- und Eukalyptus-Wälder sowohl in grossen industriellen Plantagen als auch von vielen Bauern, die Bäume auf kleinen eigenen Parzellen pflanzen. Jede Bauernfamilie zieht heute Pinus und Eukalypten, weil sie damit nach 12-20 Jahren gutes Geld verdienen können. Beim Holzschlag fällt sehr viel Holzabfall an, der einfach herumliegt und mitunter zur Feuergefahr wird. Die Feuer können auch auf den Naturwald übergreifen, der selber unter starkem Druck der Holzkohleproduktion steht.
2015 begannen sich verschiedene Leute aus der Region zu fragen, wie all der Holzabfall genutzt werden könnte. Nach etlichen Anläufen kristalliesierte sich die Idee heraus, diese Biomasse zu Kohlestaub zu verkohlen und diesen Staub dann zu brikettieren. Diese Idee erreichte auch über farip die Emmental Forest Cooperation EFCO, welche aus der Idee ein von der Eidgenossenschaft im Rahmen eines REPIC-Projektes unterstützes Vorhaben formulierten.
Lokale tanzanische Kleinfirmen spannten dann mit EFCO und farip zusammen, um das Projekt durchzuführen. Das Projekt hat mit den Leuten vor Ort die uralte und sehr einfache Methode der Grubenverkohlung neu erkundet. Dabei kann Biomasse jedweder Art zu Staub und Gries verkohlt werden: Äste, Abschnitte und Laub von der Holzerei, Ernterückstände, Ackerunkräuter, Savannengras, usw. Das REPIC-Projekt konnte auch mithilfe von Fachleuten aus dem Emmental eine erste funktionierende Brikettierpresse in Magunguli zum Laufen bringen. Aus dem Projekt resultierte eine funktionierende Technik, wie Biomasse lokal zu Briketts verarbeitet wird, die in den üblichen Kochstellen gut brennen.
Nach Projektabschluss lagerten fast 100 Tonnen Holzkohlestaub. Und ein paar ausgebildete Leute beherrschten das Brikettier-Handwerk. Doch die Vermarktung der Briketts fehlte noch. Das hat nun die Vermarktungsfirma TBM unter ihre Fittiche genommen, um mit der Abrechnungsmethode TSS die Briketts im Auftrag der KohlestaubproduzentInnen zu vermarkten.
Das Vorgehen hat in Tansania Aufmerksamkeit bis in höchste Stellen erlangt. Mit Briketts aus Abfallbiomasse würde ein äusserst drängendes Problem gelöst: Vermutlich mehr als 90% aller Mahlzeiten in Tansania werden auf Holzkohlefeuern gekocht. Aufgrund der vor allem in den Städten rasant wachsenden Bevölkerung führt diese Kochmethode zu einem riesigen Druck auf die Wälder, die zwar pro Forma unter Schutz stehen. Der Schutz kann aber nicht durchgesetzt werden. Gelingt es jedoch, einen Brennstoff in die Kochherde zu bringen, welcher keine Hartholzbäume mehr benötigt, so könnte dergrösste Druck auf die Naturwälder reduziert werden. Dazu kommt: Das Köhlern ist eine wichtige Einkommensquelle für die meisten Landbewohner, obschon es an sich verboten ist zu köhlern. Mit dieser Brikettiert-Technologie erhalten sie eine legale Alternative. Und die Städter erhalten endlich auch einen legalen Brennstoff. Das Vorgehen hat ein riesiges Potenzial und könnte ein Durchbruch für das Land bedeuten.
Aber in Magunguli ist man erst ganz am Anfang: Im Moment liegen im Rahmen eines von farip unterstützten TSS-Handels 10 Tonnen Brikets bereit, in Säcken verpackt mit einem MTM-Logo drauf. Sobald die erst Teilzahlung des Käufers eintrifft, geht die Lieferung an einen Grossisten in der Hauptstadt Dodoma.
Gegenwärtige Herausforderungen
Im Moment muss die Vermarktung noch im Detail erkundet werden. Die Testverkäufe haben gezeigt, dass die Briketts gefragt sind. Jetzt muss TBM erkunden, wie sie auf Grösse von Lastwagenladungen für Fernlieferungen vermitteln kann. Dabei zeigen sich sofort auch die Geldmarktschwierigkeiten der Käufer. Weil Handelskredite unerschwinglich oder gar nicht erhältlich sind, bezahlen sie oft erst, nachdem sie den Verkaufserlös in den Händen haben. Wie dieser für Tansania typische Engpass überwunden werden kann, muss noch geklärt werden.
Eine andere Herausforderung ist die Brikettierpresse. Sie funktioniert zwar gut, aber als Prototyp bringt sie zu wenig Ausstoss für die Mengen, die am Markt gefragt sind. Jetzt muss die Skalierung der Technologie genauer angeschaut werden. farip hat zugesichert, den ganzen Prozess mit Coaching ud gezielten Massnahmen weiterhin zu unterstützen. Das könnte in Form von Betriebskrediten an die MTM oder mit der Finanzierung der TSS-Anzahlungen an die Kohlestaubproduzenten geschehen.
27. Oktober 2019