KÜHE MÄSTEN ALS ZWISCHENLÖSUNG
Msowero im Mai 2023. Alles hängt am Regen. Weil der Regen letztes Jahr ausblieb, konnten viele Bauern in Msowero keinen Mais ernten, verwendeten den gelagerten Mais vom Vorjahr zur Aussaat statt zum Verkauf und blieben darum die Vorschusszahlungen der Handelsfirma TBM schuldig. Um rasch die Schuld abzuzahlen, brachten sie die Idee auf, magere freilaufende Kühe von den Maasai günstig zu kaufen und bei sich auf dem Hof fünf Monate lang zu mästen, um dann vom Erlös ihre Schulden zu begleichen. Sie wollen auf jeden Fall mit TBM im Maisgeschäft bleiben und hoffen, dass dieses Jahr der Regen mitspielt.
farip ist in diesem Geschäft ebenfalls dabei und ermöglicht mit fünf Kleinkrediten an verlässliche und einflussreiche Bauern, ihre Idee auf Tauglichkeit zu testen. Es scheint nicht schlecht zu klappen, obschon heuer der Regen sehr spät und nur spärlich einsetzt. Das führt dazu, dass sie die Kühe zwei Monate länger behalten wollen als vorgesehen. Mal sehen: Es bewahrheitet sich erneut, dass der Weg von einer innovativen Idee zum erfolgreichen Versuch nicht geradlinig verläuft. Jedenfalls zeigt sich Malahi Chalahani, ein Ältester der Sukuma-Clans in Msowero, sehr zuversichtlich.
TROCKENHEIT IN OSTAFRIKA
Msowero, 2022-05-31. Der Osten Afrikas erlebt derzeit eine heftige Dürre, der Mais der diesjährigen Ernte in Msowero vertrocknet noch auf den Feldern. Hier hatte farip den Vermarkter «TBM» unterstützt, Getreidesilos aus Blech mit einem Fassungsvermögen von fast einer Tonne auf Bauernhöfen einzurichten, damit die Bauern Mais selber lagern und so an den saisonalen Preissteigerungen mitverdienen können. Nun haben etliche Familien immer noch den letztjährigen Mais in den Silos, auf den sie heute zur eigenen Nahrungssicherung angewiesen sind. Erfreulich, dass die Getreidesilos jetzt eine überlebenswichtige Rolle spielen können, aber die erwarteten Verkaufserlöse bleiben wegen dem Eigenkonsum aus. Wie kann es weitergehen? Die Silo-Bauern in Msowero suchen nun gemeinsam mit dem Vermarkter «TBM» nach Lösungen. farip ist bereit, die Rückzahlungen der Darlehen zu sistieren, bis Produktion und Vermarktung den geänderten Gegebenheiten angepasst sind.
METALLSILOS FÜR MAIS
2019-11-27 Bauernfamilien haben die Möglichkeit, ihren Mais zuverlässig in Metallsilos zu lagern und erst dann zu verkaufen, wenn der Preis gestiegen ist. Zusätzlich ist sicher gelagerter Mais daheim im Silo eine gute Versicherung gegen Ernteausfälle wegen Trockenheit oder Ueberschwemmungen. Die Metalsilos mit einer Kapazität von 1000 kg können mit Ratenzahlung von der Vermarktungsfirma TBM bezogen werden. Das Problem dabei ist, dass Bauern dann Geld brauchen wenn die Ernte ist, und ihnen folglich Lagerungstechnologie alleine wenig nützt. Hier bringt die TBM zusätzlich eine innovative Handelsvereinbarung, das Transaction Security Services (TSS) Vorgehen zum Einsatz:
- 1. TBM entrichtet nach der Ernte Anzahlungen an die Bauern, nachdem diese sauberen Mais in so einem Silo bei sich daheim eingelagert haben. Der gelagerte Mais im abgeschlossenen Silo gilt dann auch als Sicherheit für die Anzahlung.
- 2. Wenn dann später der Preis für Mais gestiegen ist, sucht TBM gute Käufer und vermittelt den Handel, welcher dann gemäss Richtlinien des TSS-Vorgehens abgewickelt und abgerechnet wird.
Einen ersten Testlauf 2017/2018 mit 20 Metallsilos im Dorf Msowero verlief sehr gut: Die 20 Bauernfamilien verdienten beim späteren Verkauf fast das Doppelte als ihre Nachbarn. Das lag auch daran, dass weitherum Missernten die Regel war, wohingegen in Msowero sich das in Grenzen hielt. Daraufhin hat TBM mit Darlehen von farip weitere 100 Metallsilos verkauft, um den “operative proof of concept” zu erreichen.
Die Ernte im 2018 war gut. Doch dann hat die neue Regierung einen totalen Exportstopp für alles Getreide durchgesetzt. Der Preis brach dramatisch ein. Sowohl die Bauern wie auch TBM erlitten einen grossen Verlust. Die Raten für die Tilgung der Darlehen konnten darum nicht bezahlt werden. farip hat folglich diese Darlehen zurückgestellt. Dies auch in der Einsicht, dass a) der Scheitern nicht am Geschäftsmodell der TBM lag, sondern an einmaligen Vorkommnissen auf welche TBM keinen Einfluss hatte, und b) weil die Bäuerinnen und Bauern selbst TBM baten, doch bitte am Ball zu bleiben, weil sie trotz eigener Verluste nach wie vor vom Geschäftsmodell überzeugt seien.
In der Krisensitzung zwischen Bauern und TBM kamen neue Ideen auf, wie sie mit dieser Situation umgehen könnten. Da entstand auch die Idee, statt Körner an Grosshändler zu verkaufen, Mais selber zu mahlen und das Maismehl abgepackt an Detaillisten in die Stadt zu verkaufen. TBM hat den Bauern versprochen, dies weiter zu erkunden, und farip hat dafür Unterstützung zugesichert.
Die Maisernte 2019 ist gut verlaufen. TBM konnte aber aufgrund der vergangenen Turbulenzen auf dem Maismarkt weniger Anzahlungen rekuperieren als budgetiert. Darum reichte es nur zu Anzahlungen für etwa die Hälfte der möglichen Siloladungen. Einige Bauern, die es sich leisten konnten, haben ihre Silos ohne eine Anzahlung zu verlangen gefüllt
farip hat mit TBM auch einen Umlauffonds vereinbart, aus welchem TBM unbürokratisch Geld entnehmen und wieder einzahlen kann. Damit simulieren wir ein Kontokorrent für die oft hektischen Zahlungen während des Einlagerns und während des Verkaufs. Auch die Silo-Ratenzahlungen der Bauern können so einfacher verwalt werden. Ein Kontokorrent zu den üblichen Bankzinsen ist für TBM unerschwinglich.
Anstehende Herausforderung
Das Vorhaben wurde aufgrund der Turbulenzen im 2018/2019 um mindestens ein Jahr zurückgeworfen. TBM will aber weiter machen und versuchen, das Vorhaben erst mal bei ungefähr 100 Silos zu stabilisieren. Ziel ist, bei 100 Silos den Bauern mit der Wertsteigerung des eingelageten Maises einen TSS-Bonus (90%) auszahlen zu können bei gleichzeitig akzeptabler Kommission (10%) für die Verkaufsvermittlung durch TBM. Sobald dies nachweislich funktioniert, will TBM dann die Ausweitung wiederaufnehmen. Das Gesamtpotential in und um das Dorf Msowero wird auf 1000 Silos in rund1000 Haushalten veranschlagt.
Um die Verwaltung stemmen zu können, muss TBM dringend ihre interne Kapazität ausweiten. Das ist nicht ganz einfach, weil die Leute in Basis-Betriebswirtschaft ausgebildet werden müssen. Das braucht Zeit und Resourcen. TBM will mit farip die effektivsten Massnahmen erkunden und einholen.
Weitere aus dem Metallsilo-Vorhaben abgeleitete Vorhaben und Ideen:
- Die Erkundung der Vermarktung von Maismehl als Dona
- Die Erkundung der Möglichkeiten einer eigenen Mühle in Msowero
27. November 2019